Die 5 populärsten Irrtümer zum Thema Kühlschmierstoffpflege
Welchen Fehleinschätzungen Sie nicht erliegen dürfen, wenn Sie unnötige Kosten für die Pflege und den Austausch Ihrer KSSE vermeiden wollen:
Irrtum 1: Das Hauptproblem ist aufschwimmendes Fremdöl
Irrtum 2: Mit einem Biozid werde ich Bakterien und Pilze los
Irrtum 3: Mein Bandfilter ist absolut ausreichend um Fremdstoffe zu entfernen
Irrtum 4: Mikrofiltration schadet meiner KSSE, weil sie die Additive ausfiltert
Irrtum 5: Wenn ich regelmäßig mobile Filteranlagen einsetze, reicht das
Das Hauptproblem ist aufschwimmendes Fremdöl
Durch die in einer intakten KSSE vorhandenen Emulgatoren werden auch Fremdöle zunächst in feine Tröpfchen verteilt und vermischen sich so untrennbar mit der Emulsion.
Erst wenn das Gleichgewicht in der Emulsion gestört wird – sei es durch biologische Abbauprozesse oder übermäßige Partikelbelastung – kollabiert die Emulsion und beginnt, sich zu entmischen.
Kühlschmieremulsion im Gleichgewicht und entmischt:
Besonders kleine Partikel (ab ca. 8 µm und kleiner, je nach spezifischem Gewicht des Werkstoffs) führen zur Entmischung der Emulsion, indem Sie sich mit einem Ölfilm umgeben und bei Kollision mit weiteren Partikeln zu immer größeren Öltropfen zusammenfinden, die schließlich aufschwimmen.
Die Entmischung von Emulsionen ist also vorrangig auf das Vorhandensein kleiner und kleinster Partikel zurückzuführen und eigentlich nur im Störungsfall (Leitungsbruch) auf den Eintrag von Fremdölen.
Das aufschwimmende, mit bakteriellen Abbauprodukten und Schlamm durchsetzte Öl besteht dabei sowohl aus dem Grundöl des KSSE als auch anteilig aus den in der KSSE vorhandenen Fremdölen.
Mit einem Biozid werde ich Bakterien und Pilze los
Biozide bekämpfen entweder Hefen oder Bakterien. Desinfektionsmittel, die ohne Austausch der KSSE beide Mikrobenarten gleichermaßen abtöten, sind derzeit nicht verfügbar bzw. zugelassen.
Je nach Art des Befalls müssen also unterschiedliche Mittel zum Einsatz kommen. Zudem können sich Resistenzen gegen häufig eingesetzte Desinfektionsmittel entwickeln.
Da sich Bakterien und Pilze zumindest bis zu einem bestimmten Grad gegenseitig im Zaum halten, kann die Bekämpfung der einen Mikrobenart dazu führen, dass sich die jeweils andere anschließend explosionsartig vermehrt.
Zudem sind die Reste der abgetöteten Mikroben ideales Futter, damit die Überlebenden rasch wieder zu Kräften kommen.
Aktuell ist zu erwarten, dass etliche Desinfektionsmittel mit Inkrafttreten (bzw. Auslaufen der Übergangsfristen) der neuen Biozid-Richtlinie EU 528/2012 nicht mehr verfügbar sein werden, oder nicht mehr im Kontakt mit Personen eingesetzt werden dürfen. Zudem sind verschärfte Richtlinien im Umgang mit diesen Stoffen zu erwarten.
Mein Bandfilter ist absolut ausreichend,
um Fremdstoffe zu entfernen
Allen Bandfilteranlagen gemeinsam ist, dass sie als Schwerkraftfilter arbeiten, also nur die Stauhöhe nutzen können, um die KSSE durch das Filtermedium zu pressen.
Daraus resultiert ein Druck von gerade einmal 5 – 50 mbar (je nach Bauform), der in der Praxis eine Porengröße der Filtermatte von weniger als 25 µm nicht zulässt, da ansonsten bereits die Kapillarkräfte der KSSE ausreichen, um des Filtervlies weitgehend unpassierbar zu machen.
Damit werden zwar die nachgeschalteten (Hochdruck-)Pumpen geschützt; eine wirksame Pflege der KSSE ist jedoch unmöglich, da weder die für die Entmischung und Schlammbildung verantwortlichen Feinstäube, noch Bakterien und Pilze aus der KSSE entfernt werden können.
Zudem reicht die Filterfeinheit in aller Regel nicht aus, um die teils sehr feinen Kühlkanäle in Innengekühlten Werkzeuge vor Verstopfungen und damit vor frühzeitigem Bruch zu schützen.
Mikrofiltration schadet meiner KSSE, weil sie die Additive ausfiltert
Additive bestehen zwar aus komplexen Molekülen sind aber dennoch nur wenige Nanometer groß (Einheit: nm).
Sie sind somit um ein Vielfaches kleiner als die Porengröße eines Mikrofilters, die sich im Mikrometer-Bereich (Einheit: µm = 1000 nm!) bewegt.
Wenn ich regelmäßig mobile Filteranlagen einsetze,
reicht das
Gegenüber kontinuierlich arbeitenden Pflegesystemen können Absauganlagen immer nur kurzzeitig den weiteren Abbau der KSSE verzögern.
Auch saugen sie die Emulsion nur an der Oberfläche an und können somit am Grund des Behälters abgesetzten Schlamm nicht erfassen. Diese aggressive Mischung aus Mikroben und Schlamm wird beim Betrieb der Maschine zwangsläufig aufgewirbelt und gelangt so immer wieder in den Kreislauf.
Zudem führt der Einsatz einer solchen Anlage unweigerlich zu einer Verschleppung von Mikroben zwischen den einzelnen Maschinen, was die schnelle Besiedlung neu angemischter KSSE begünstigt.
Einige Bakterienarten können sich innerhalb von 24 Stunden auf das 1014– fache (etliche Billionen!) vermehren. Das heißt, dass bereits ein paar Dutzend nach einer Grundreinigung überlebende Bakterien eine Maschine bis zum nächsten Abend schon wieder vollständig besiedeln können.